Als Professor Rolf Rau im Sommer 2016 mit der eher ungewöhnlichen Anfrage an uns herantrat, ob wir nicht Interesse hätten, seine Autobiographie zu veröffentlichen, mussten wir nicht lange überlegen. Seine Personalie als einer der bedeutendsten deutschen Rheumatologen, ja als einer der Gründerväter der klinischen Rheumatologie in der Bundesrepublik, war uns wohl bekannt. Über mehr als 15 Jahre hinweg hatten wir schon mehrere erfolgreiche Fachbücher unter seiner Herausgeberschaft publiziert. Sein Manuskript war de facto schon vollständig, und glücklicherweise konnte Professor Rau auch eine Vielzahl von interessanten Fotos über einen Zeitraum von 80 Jahren einbringen, wovon ein solches Werk ja bekanntlich besonders profitiert. Und so lag schon wenige Wochen später eine erste Fassung dieser Biographie im gleichen Layout vor, wie es sich jetzt präsentiert – nicht ganz dem üblichen Erscheinungsbild der Bücher des Verlages entsprechend, aber diese Zugeständnisse haben wir dem Herausgeber gerne gemacht.

Mit ungewöhnlicher Offenheit beschreibt Professor Rau seine zahlreichen Erinnerungen und Erlebnisse von der frühesten Kindheit bis heute. Der Leser erfährt besonders im ersten Drittel dieser Autobiographie neben persönlichen Daten und Fakten sehr viel Wissenswertes über die Geschichte einer Region, die seit Ende des 18. Jahrhunderts immer wieder zum Spielball der Mächtigen und zum Zankapfel der Politik wurde. Krieg, Vertreibung und Flucht prägten die Kindheit; Mangelwirtschaft und die ersten Einflüsse und Auswirkungen des “real existierenden Sozialismus” stalinistischer Prägung die Jugendzeit. Fortan spannt sich der Bogen über Berlin, Marburg, Gießen und Zürich bis Ratingen, wobei persönliche und familiäre Ereignisse und Konflikte ebenso geschildert und reflektiert werden wie berufliche. Der Herausgeber lässt uns teilhaben an seinen medizinisch-wissenschaftlichen Ideen, Erfolgen, Disputen und auch Misserfolgen; letztere zumeist Konsequenz von Strömungen und Kräften im Räderwerk der Mächtigen, die nicht nur in Wirtschaft und Politik, sondern auch in der Wissenschaft das Sagen haben und die wegweisende Entscheidungen zu ihren Gunsten steuern können. Wir lernen dabei eine Vielzahl von nationalen und internationalen Koryphäen und Wegbereitern der Rheumatologie näher kennen, die in den vergangenen 50 Jahren ganz wesentlich die Entwicklung und wegweisende Weichenstellungen dieses Fachgebietes bestimmt und bewirkt haben. Professor Rau ist es dabei meisterlich gelungen, die schwierige Balance zwischen Fachlichem und Privatem ausgewogen zu bewerkstelligen und dies alles zudem spannend und lehrreich zu präsentieren. Dass er dabei auch Zustände und Entwicklungen kritisiert bzw. verteidigt, die so artikuliert in der heutigen Zeit eher nicht in den allgemeinen Mediengrundtenor passen, sollte nicht nur in einer Autobiographie als selbstverständlich hingenommen werden.

Wir freuen uns mit dem Autor über das nunmehrige Vorliegen dieses Zeitgemäldes der deutschen Rheumatologie, geschildert aus der Perspektive eines ihrer großen Wegbereiter, und wünschen dem Buch viel Erfolg und dem Autor noch viele Jahre bei guter Gesundheit und Lebensenergie.

Bremen, im Dezember 2016 Lektorat und Vorstand